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Lukas Berkenkamp in Osthofen ordiniert

"Wir brauchen in der Kirche mehr Jazz!"

Yvonne SchnurPfarrer Lukas Berkenkamp (vorne) mit seinem Lehrpfarrer Dr. Jens-Martin Sautter aus der Auferstehungsgemeinde Mainz, Pröpstin Henriette Crüwell, Berkenkamps Heimatpfarrer Wolfgang Grieb aus Hermannstein und Dekanin Jutta Herbert (von links)Sichtlich ergriffen: Pfarrer Lukas Berkenkamp (vorne) mit seinem Lehrpfarrer Dr. Jens-Martin Sautter aus der Auferstehungsgemeinde Mainz, Pröpstin Henriette Crüwell, Berkenkamps Heimatpfarrer Wolfgang Grieb aus Hermannstein und Dekanin Jutta Herbert (von links)

Die Forderung von Pröpstin Henriette Crüwell dürfte viele Gottesdienstbesucher:innen am vergangenen Sonntag überrascht haben: „Wir brauchen in der Kirche mehr Jazz!“, stellte sie fest und erklärte auch gleich, wie das mit dem theologischen Nachwuchs zusammenhängt, denn im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes in der Osthofener Bergkirche wurde Pfarrer Lukas Berkenkamp ordiniert.

Fähigkeit zur Improvisation
„Im Gegensatz zur klassischen Musik mit einem Dirigenten lebt Jazz von der Freiheit und Gabe der Einzelnen sowie dem Mut, nicht alles richtig machen zu wollen und auf Unvorhergesehenes reagieren zu können“, führte Henriette Crüwell, Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, ihren Gedanken weiter aus. Die Fähigkeit zur Improvisation sei daher nicht nur in der Jazzmusik gefragt, sondern bereichere auch die Zusammenarbeit in einer Kirchengemeinde. Vom Jazz könne man gegenseitiges Vertrauen und mutiges Miteinander lernen, was angesichts der aktuellen Veränderungen in der Kirche und dem Zusammenwachsen von Kirchengemeinden in Nachbarschaftsräumen hilfreiche Eigenschaften sein könnten.

Musikalischer Pfarrer
Bei Pfarrer Lukas Berkenkamp dürften diesen Ausführungen auf offene Ohren getroffen sein, denn der passionierte Jazz-Musiker hatte sich in seiner Magister-Arbeit mit eben diesem Thema auseinandergesetzt. Der gebürtige Gießener ist in Wetzlar aufgewachsen und hat in Marburg und Beirut evangelische Theologie studiert. Sein Vikariat absolvierte er in der Mainzer Auferstehungsgemeinde, seit dem 1. Januar ist er nun Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Osthofen.

Die Bibel als ‚Real Book‘
„Ich will Ihnen als Mensch begegnen“, schrieb Lukas Berkenkamp in seiner Bewerbung an den Osthofener Kirchenvorstand. Übertragen auf den Jazz bedeutet das: Berkenkamp versteht sich als Mitspieler, nicht als Dirigent. Crüwell betonte, dass es nicht am Pfarrer läge, wenn es in der Gemeinde nicht läuft. Vielmehr sei dessen Aufgabe, sich einzubringen und dafür zu sorgen, dass alle Stimmen gehört würden. „Unser ‚Real Book‘ ist die Bibel. Sie enthält die Stücke, auf deren Basis wir improvisieren“, so Henriette Crüwell und wünschte ihren Zuhörer:innen: „Let’s the spirit flow!“

Buen camino!
„Bleiben Sie zuversichtlich“, wandte sich Pfarrer Berkenkamp in seiner Predigt an die Menschen in den vollbesetzten Kirchenbänken und berichtete von seinen Begegnungen als Pilger, die ihn gelehrt hatten: „Wir alle tragen das gleiche Herz in uns.“ Wenn in diesem Tagen die Menschen auf die Straße gehen, um die Demokratie zu verteidigen, sei das ein wichtiges Zeichen und doch könne man eine Gemeinschaft, in der sich alle wohl fühlen, nicht erzwingen. „Wir als Christen können uns aber immer aufs Neue auf den Weg machen, um eine solche Gemeinschaft zu bilden. Ich bin zuversichtlich, dass am Ende alles gut sein wird. Buen camino!“, schloss Berkenkamp hoffnungsvoll.

Dank der Dekanin
Mit dem Stellenantritt von Pfarrer Berkenkamp geht eine lange Zeit der Vakanz zu Ende, dafür zollte Dekanin Jutta Herbert vom Evangelischen Dekanat Worms-Wonnegau der evangelischen Kirchengemeinde Osthofen und insbesondere dem Kirchenvorstand Respekt und drückte ihren Dank aus: „Sie haben über zweieinhalb Jahre das Gemeindeleben aufrechterhalten. Vielen Dank, dass Sie für das Wohl der Gemeinde so eingesetzt haben.“

Grußwort des Präses
Dekanatspräses Alexander Ebert hieß Pfarrer Berkenkamp im Namen des Synodalvorstands willkommen. „Ihre Ordination ist etwas ganz Besonderes, denn die letzte feierten wir im Jahr 1988“, freute sich Ebert. Er verbinde mit dem Stellenantritt des jungen Pfarrers die Hoffnung, dass „frischer Wind in die Gemeinde kommt.“ Da Pfarrer Arndt zum Jahresende in den Ruhestand geht, riet er Berkenkamp, die Zeit bis dahin zu nutzen, um Osthofen und seine Bewohner kennenzulernen. „Füllen Sie den Nachbarschaftsraum mit Leben, engagieren Sie sich in der Dekanatssynode!“, appellierte er an den frischgebackenen Pfarrer. Für den festlichen musikalischen Rahmen sorgten Dekanatskantor Giuliano Mameli und der Flötenkreis der evangelischen Kirchengemeinde Osthofen.

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