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Kleid@Night im Alten Dom

Karin WeberDie neue Referentin für Bildung und gesellschaftliche Verantwortung Miriam Heil freute sich, dass das neue Format Kleid@Night im Alten Dom St. Johannis so gut ankam.

Es war ein grandioser Auftakt der ersten Kleidertauschaktion „Kleid@Night“ im Alten Dom St. Johannis. Viel Menschen nutzen die Möglichkeit, aussortierte und noch gut erhaltene Kleidung im Rahmen der bundesweiten „Fashion Revolution Week“ zu teilen und mitzunehmen – also sozusagen "nachhaltig zu shoppen“.

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Hemden hingen ordentlich aufgereiht am Baugerüst im Westchor. Hosen und Pullis lagen auf einem breiten Tisch neben der tiefen Baugrube im Alten Dom St. Johannis. Eine Seniorin hielt prüfend eine Hose in die Höhe, während eine junge Mutter rasch ein Shirt überzog. „Ich bin total überrascht, wie viele Leute zum Teilen und Tauschen ihrer Kleidung gekommen sind“, sagte Miriam Heil überwältigt. Sie hatte den ersten Mainzer Kleidertausch „Kleid@Night“ im Alten Dom St. Johannis organisiert, zu dem mehr und mehr Menschen strömten.

Nachhaltiger Konsum durch Kleidertausch

 

Zum Tauschen und Verschenken durften Kleidungsstücke aller Art mitgebracht werden, die für andere noch tragbar sind. Während einige bereits vor einem Spiegel prüften, ob das Ausgesuchte passt, kamen andere mit einem Koffer voller gut erhaltener Kleidungsstücke in den Kirchraum. Meist wurde er nach und nach wieder gefüllt mit neu ausgewählten Stücken. Miriam Heil ist es wichtig, das Thema Konsum in den Blick zu nehmen. Die 36-Jährige ist neue Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung im Evangelischen Dekanat Mainz mit Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“. Kleidertausch, sagte sie, sei ein gutes Beispiel, wie jeder Einzelne zu einem nachhaltigen Konsum beitragen kann. Sie freute sich sichtlich, dass Menschen jeden Alters gekommen waren, um zu tauschen, zu teilen und sich zu begegnen. Reichlich Infomaterial von Umweltinitiativen wie Greenpeace, BUND-Jugend und foodsharing Mainz lag aus, um über die verschiedenen Facetten von nachhaltigem Konsum ins Gespräch zu kommen.

Fast Fashion zerstört Umwelt und Leben

„Kleid@Night“ fand statt im Rahmen der bundesweiten „Fashion Revolution Week“, die an den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor zehn Jahren erinnern soll. Die mehrheitlich in Asien gefertigte Kleidung werde oft unter verheerenden Arbeitsbedingungen hergestellt, sagte Miriam Heil. Sie erwähnte, dass sich Produktion und Kauf von Billigmode in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt habe. Zudem machte sie deutlich, dass der steigende Konsum von Fast Fashion massive ökologische und soziale Auswirkungen habe. Dazu gehörten Umweltschäden durch den Einsatz giftiger Chemikalien, ein hoher Wasserverbrauch und der Ausstoß von global 1,2 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Ein großer Teil der neu gekauften Ware werde jedoch nur selten oder nie getragen – Mode, die sich zum Tauschen und Teilen bestens eigne. Die Aktion „Kleid@Night“, sagte Heil, erfülle Bedürfnisse nach einem neuen Kleidungsstück, ohne dabei eine Szenerie zu unterstützen, in der Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen, womit massive Umwelt- und Klimaschäden einhergehen.

Nähwerkstatt und foodsharing

Leise Musik begleitete unterdessen die Stöbernden im Kirchraum. Eine kleine Nähwerkstatt vor Ort führte einfache Näharbeiten direkt aus. Hannes Berg befestigte seine Hemden gut sichtbar am Gerüst. „Es sind Sachen, die ich noch gerne mag, worauf ich aber verzichten kann“, sagte er. Beim Umzug habe er gemerkt, was sich alles im Schrank angesammelt habe. „Schöne Location!“, lobt er die Atmosphäre im illuminierten Alten Dom. Auch andere seien von der St. Johanniskirche beeindruckt, bestätigte Miriam Heil. Sie erzählte, dass ihr eine 86-jährige Seniorin mit Rollator gute Textilien ihres verstorbenen Mannes gebracht habe. Und versprach: „Ich werde dafür Sorge tragen, dass übrig gebliebene Stücke nicht in der Tonne landen.“ Der Nachhaltigkeitsmanagerin ist Ressourcenschutz wichtig, bei Textilien wie bei Lebensmitteln. Ehrenamtliche Helfer*innen der Lebensmittelretter-Initiative foodsharing Mainz boten daher reichlich „gerettete“ Lebensmittel von Supermärkten, Bäckereien und der Uni-Mensa an, die Anne Stege zur Stärkung herumreichte.

Weitere Projekte in Planung

Aufgrund der guten Resonanz möchte die Nachhaltigkeitsreferentin des Dekanats „Kleid@Night“ im Herbst wiederholen. Weitere Projekte im Alten Dom sind zum Welttag der Biene geplant: Am 13. Mai wird es eine Ausstellung zum Imkerhandwerk und am 20. Mai einen Kinoabend mit einem Imker und einer Probierstation des Sozialprojekts Stadtimkerei geben.

Die studierte Soziologin möchte Kirchengemeinden auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Ideen hierzu sind etwa eine Wildkräuterwanderung oder ein gemeindeübergreifendes Nachhaltigkeitsdinner mit fair und lokal produzierten Lebensmitteln.

Im Rahmen der „1. Meenzer Nachbarschaftswoche“ wird sie am 15. Mai mit Quizzen und Infomaterial über die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) aufklären und mit einer kleinen „Schnippelaktion“ gerettetes Obst und Gemüse gemeinsam mit Interessierten zu erfrischenden Smoothies verarbeiten.

Als größeres Projekt wird die ausgebildete kirchliche Umwelt-Auditorin ein Konzept zur Klima-Kita erarbeiten. Grundschulen stehen im Fokus beim Thema „Helfen macht Schule“ – ein langfristiges Projekt für Drittklässler mit Blick auf nachhaltige Ernährung, bei dem die Kinder selbst aktiv werden können.

Eingeladen sind alle Interessierten zur Rheinfahrt der Evangelischen Erwachsenenbildung Rheinhessen von Worms nach Ingelheim am Samstag, 24. Juni. Zum Thema „Alles fließt …“ wird Miriam Heil mit ihrem Referat „Gesellschaft im Wandel – Nachhaltigkeit in Kirche und Alltag wirksam gestalten“ beitragen. „Nachhaltigkeit geht uns alle an: Wir sind eine Gemeinschaft, die einen sorgsamen Umgang mit sich und den Menschen dieser Welt erfordert“, sagt die Referentin und ergänzt: „Vielleicht entdeckt dabei der eine oder die andere die Bereicherung, die christliche Werte mit sich bringen.“

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