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Kirchenmusik abseits des Kanons

©Maximilian Borchardt

Arno Krokenberger ist neuer Kantor im Evangelischen Dekanat Mainz. Mit je halber Stelle wird er an der Mainzer Christuskirche und im Dekanat die kirchenmusikalische Arbeit gestalten. Bei seiner Einführung entlockte er der Orgel nie gehörte Klänge und bot Improvisationen, die einluden, Kirchenmusik neu zu denken.

Musik wurde Krokenberger schon in die Wiege gelegt. Als Kind zweier Kirchenmusiker wuchs er am Fuß der schwäbischen Alb in der Nähe von Ulm auf. Schon früh fand er seinen eigenen musikalischen Weg. Bereits mit zehn Jahren wand er sich vom klassischen Klavierspiel ab und verschrieb sich der Jazzmusik. Mit 15 Jahren gewann er den Landesentscheid „Jugend jazzt“ in Baden-Württemberg und bekam daraufhin Unterricht am Jazzklavier an der Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. „Diese Jahre haben mich sehr geprägt und meine Liebe zur Improvisation verstärkt“, erinnert sich Krokenberger.

Nach dem Abitur entschied er sich, wieder verstärkt klassische Musik zu machen und studierte Kirchenmusik in Tübingen und Leipzig, wo er seinen Bachlor-Abschluss machte. „Schon während des Studiums merkte ich, dass diese klassische Form der Kirchenmusik meiner spirituellen Suche nicht das geben kann, was ich mir erhofft hatte“, erklärt der junge Musiker. Daher übernahm er erst einmal eine Elternzeitvertretung als Musiktheater-Pädagoge an der Jungen Oper in Düsseldorf. Danach wirkte er in Mannheim am Jungen Nationaltheater als Musiktheater-Dramaturg. „Den Zauber, den Musik in uns auslösen kann, habe ich in ungewohnte musiktheatrale Momente für Kinder und Jugendliche umgesetzt. Von Instrumenteninstallation für Babys bis hin zur Jugendoper habe ich Stücke geplant, inhaltlich gedacht und umgesetzt“, so Krokenberger.

Als in der Corona-Pandemie das Theater geschlossen wurde, erkannte Krokenberger, dass er diesen Zauber auch in der Kirchenmusik umsetzen möchte. 2021 nahm er sein Masterstudium in Heidelberg auf, das er im Februar dieses Jahres abschloss. Für ihn gibt es seitdem kein „entweder - oder“: „Ein Jazzclub ist keine Kirche und andersrum auch nicht - mich interessiert trotzdem, wie beides zusammenkommen kann“, erklärt der Musiker, „Viele Menschen suchen spirituellen Raum und Erlebnisse. Diese Menschen sollen durch die Musik den Raum, die Zeit und sich selbst neu erleben können. Daher möchte ich nach Kirchenmusik suchen, die abseits des Kanons ist.“

Dabei möchte der 31jährige durch experimentelle Formate Prozesse anstoßen, die in die Stadt wirken und neue Beteiligungsformate etablieren. „Im Chor zu musizieren bedeutet für mich, nicht nur das abzusingen, was es schon gibt, sondern die Chormitglieder auch am Entwicklungsprozess der Musik teilhaben zu lassen. Jeder soll die Möglichkeit haben, seine eigene musikalische Biografie einzubringen“, beschreibt Krokenberger seine Perspektive. Zudem möchte er neue Angebote ausprobieren, die junge Familien in der Stadt ansprechen.

Neben der Musik liegt auch die Betreuung und fachliche Beratung der nebenamtlichen Kirchenmusiker, Posaunenchöre, Ensembles und Chöre der Gemeinden in seinem Aufgabengebiet. Krokenberger freut sich schon sehr darauf, die musikalische Landschaft der Mainzer Gemeinden kennenzulernen: „Mir liegt sehr daran, dass wir gemeinsam in Bewegung sind, Teams bauen und heraus finden, was wir zusammen bewegen können. So können wir die Vielfalt der Kirchenmusik in Mainz zum Klingen bringen!“

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