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Pfarrerin Waßmann-Böhm erarbeitete für ihre Gemeinde das Projekt "Kirchenentdecker"

"Diese Studienzeit war ein Geschenk!"

J. BöhmPfarrerin Anne Waßmann-Böhm

Antworten auf die Frage "Wie die erfolgreichen museumspädagogischen Konzepte mit der Religionspädagogik verknüpfen, sodass sich Kindern und Jugendlichen z.B. das Gebäude und der historische Kontext der Ingelheimer Saalkirche besser erschließt und ihnen dieses Gotteshaus vertrauter macht?" suchte die Pfarrerin der Ingelheimer Saalkirchengemeinde, Anne Waßmann-Böhm, in ihrer Studienzeit.

A. Waßmann-BöhmEine schöne Idee der Museumspädagogik des Stadtmuseums Simeonstift Trier hielt Anne Waßmann-Böhm mit einem Foto fest: Die Suchkarten sollen Kinder auf Entdeckungsreise durch das Museum schicken.

Im termingefüllten Alltag eines Pfarrers bietet sich kaum der Raum, um zeitaufwändigen, aber vielversprechenden Ideen nachzugehen, die dem Gemeindeleben neue Impulse geben könnten. Doch immerhin: alle 10 Jahre erhalten die Seelsorger der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau die Möglichkeit, sich unbeschwert von den Verpflichtungen des Arbeitsalltags in einer dreimonatigen Studienzeit, intensiv mit einem selbstgewählten Projekt auseinanderzusetzen. Diese Chance nahm vor drei Monaten auch die Pfarrerin der Ingelheimer Saalkirchengemeinde Anne Waßmann-Böhm wahr. Die Besonderheit ihrer Gemeinde, deren Kirche auf dem Gelände der Kaiserpfalz Karls des Großen liegt, und die erfolgreiche Kooperation mit dem museumspädagogischen Team des Museums bei der Kaiserpfalz bei der Konfirmandenarbeit der Kirchengemeinde, brachte die Theologin, wie sie erzählt, auf die Idee, noch mehr darüber zu lernen, "wie man das Lebensgefühl von damals ins heute vermittelt". Wie die erfolgreichen museumspädagogischen Konzepte mit der Religionspädagogik verknüpfen, sodass sich Kindern und Jugendlichen z.B. das Gebäude und der historische Kontext der Ingelheimer Saalkirche besser erschließt und ihnen dieses Gotteshaus vertrauter macht.

Einblicke in die Praxis der Museumspädagogik

Zunächst dachte Pfarrerin Waßmann-Böhm daran, den Blick über den Tellerrand hinaus in Richtung anderer deutscher Kaiserpfalzen zu richten, ob es dort vielleicht noch andere innovative pädagogische Ideen gibt, die Vergangenes mit Gegenwärtigem lebendig verknüpfen. Doch ein erstes Gespräch mit der Mentorin ihres Studienzeit-Projektes, der Leiterin des Kaiserpfalz-Museum Dr. Ingeborg Domes, brachte schnell die Erkenntnis, dass es sich lohnen würde, alternative museumspädagogische Projekte an wenigen ausgewählten Orten näher in den Blick zu nehmen. Die Wahl fiel auf das Kloster Lorsch, auf das Stadtmuseum Simeonstift Trier und das Centre Charlemagne in Aachen. Rückblickend ist Anne Waßmann-Böhm immer noch begeistert, wie viel Zeit man sich in den Museen für ihr Anliegen nahm. Man gewährte der Pfarrerin Einblick in die museumspädagogische Konzeption und in die Praxis.

Handwerkszeug für ein konkretes Projekt

Da war zum Beispiel das "Freilichtlabor" Lauresham rund um das Weltkulturerbe des Klosters Lorsch. "In Lorsch hat man ein Dorf so aufgebaut", berichtet Anne Waßmann-Böhm, "wie es im Frühmittelalter ausgesehen haben dürfte. Hier werden alte handwerkliche und landwirtschaftliche Arbeitstechniken erprobt und vorgeführt und auch alte Nutztier- und Pflanzenarten gezüchtet". Die Pfarrerin nahm an Workshops teil, stellte Zahnputzpulver oder Hustensirup her, erfuhr viel über Heilpflanzen, die im Lorscher Klostergarten wachsen und lernte, wie dieses Wissen verschiedenen Klassenstufen zu vermitteln ist. Welche Themen für welche Altersstufe geeignet und welche museumspädagogischen Methoden auf die Religions- bzw. Kirchenpädagogik anwendbar sind, das vertiefte sie mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Trierer Stadtmuseums Dr. Dorothée Henschel. Ergänzend suchte sie auch noch den Rat des Religionspädagogischen Institut der EKHN und ganz allmählich hatte Pfarrerin Waßmann-Böhm das Handwerkszeug für die Planung eines konkreten Projektes in "ihrer" Saalkirchengemeinde zusammen.

"Kirchenfreie" Zeit zwischen Taufe und Konfirmation verkürzen

"Ich würde gerne im nächsten Jahr nach Ostern unter dem Motto "Kirchenentdecker" einen 10-teiligen Vorkonfirmandenunterricht für die Drittklässler in meiner Gemeinde anbieten", erläutert Anne Waßmann-Böhm ihre Idee. Und warum gerade die Drittklässler ansprechen? "Kinder in diesem Alter, das habe ich gerade in dieser Studienzeit erfahren, sind noch sehr spontan und entdeckungsfreudig, das würde ich gerne nutzen", antwortet Anne Waßmann-Böhm ohne zu zögern. Außerdem ist dann die Zeitspanne zwischen Taufe und Konfirmation, in der manches Kind nur wenig Kontakt mit der Kirche hat, nicht so groß. Die Idee dieses "KU 3" ist allerdings nicht neu. Schon seit längerem gibt es den Gedanken, dass man evangelischen Kinder in dem Alter, wenn katholische Kinder über den Kommunionsunterricht ihre Bindung zur Kirche "auffrischen", auch etwas bieten sollte. Allerdings gibt es dieses Angebot nicht allzu häufig. Pfarrerin Waßmann-Böhm möchte es nun mit den vielen Ideen füllen, die sie während ihrer Studienzeit sammeln konnte.

Kinder werden zu Kirchenführern der eigenen Familie

"Wichtig ist mir, dass die Kinder spüren, hier entdecke ich etwas für mich, davon habe ich ganz persönlich etwas. Denn auch wenn meine Kollegin, Pfarrerin Jessica Grünenwald, und ich hier in Ingelheim in der Grundschule Religionsunterricht geben, so funktionieren die Kinder dort vorwiegend nach dem Leistungsprinzip, denn die meisten haben schon verinnerlicht, dass es hier vor allem darum geht, gute Noten zu erzielen. Es fehlt einfach manchmal das Spielerische, der Wunsch, das möchte ich auch für mich selbst machen." Und so freut sich Anne Waßmann-Böhm schon darauf, mit den Kindern zusammen die Saalkirche mit ihren schönen Details zu entdecken, die Kinder ihre Lieblingsorte oder -dinge finden zu lassen, mit ihnen Workshops in Kooperation mit dem Museum bei der Kaiserpfalz zu machen. Und zum Abschluss dieses außergewöhnlichen KU 3 einen Gottesdienst zu feiern, bei dem die Kinder zu Kirchenführern für ihre Familien werden. Rückblickend ist sich die Pfarrerin sicher: "Auch wenn ich trotz Studienzeit immer noch viel im Tagesgeschäft der Gemeinde eingebunden war, u. a. weil viele Hochzeiten aus der Coronazeit nachzuholen waren: Diese Studienzeit war ein Geschenk"

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