Pröpstin Henriette Crüwell
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„Setzte dich hin und lasse dich lieben.“ - Kleine Anleitung zum Herzensgebet
Ich suche mir einen Platz, wo ich eine Weile für mich sein kann. Ich entscheide mich, jetzt da zu sein und mein Herz für den liebenden Blick, den Gott mir schenkt, zu öffnen.
Ich nehme eine geerdete, aufgerichtete Sitzhaltung ein.
Gedanken und Gefühle nehme ich wahr, ohne zu werten: Wie ich bin, darf ich sein.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem... spüre, wie ich einatme und ausatme ... ich muss nichts dafür tun – es geschieht ganz von allein.
Ich werde achtsam für Gottes Gegenwart im Hier und Jetzt.
Ich spreche innerlich mein Herzenswort, ruhig, aufmerksam. Ich wiederhole das Wort, nicht mechanisch, sondern in gesammelter Aufmerksamkeit, in Hinwendung zu Gott.
Wenn meine Gedanken abschweifen, lasse ich sie sanft vorbeiziehen, und kehre ohne Ärger über mich selbst zurück zum Atem und Herzenswort.
Das Herzensgebet – zum Hintergrund
„Das Herzensgebet ist nicht eine zu erlernende spirituelle Technik, sondern ein Dialog ganz eigener Art, eine vertrauende innerste Überlassung.“ Von Ralf Stolina
Die kontemplative Tradition des Herzensgebetes, auch Jesusgebet genannt, besitzt seinen Ursprung in der Spiritualität der Wüstenväter und Wüstenmütter. Es war in der ganzen Christenheit, besonders in der orthodoxen Tradition, verbreitet. In den letzten Jahrzehnten wurde es auch in den westlichen Kirchen wiederentdeckt. Im Kern des Herzensgebetes steht das Verweilen in der Gegenwart Gottes. Das betende Wiederholen des sogenannten Herzenswortes dient nicht der Erfüllung eines Gebetspensums, sondern will helfen, sich immer wieder aus den umherschweifenden Gedanken in die liebende Gegenwart Gottes zurückzuholen und eine Haltung einzuüben, die aus der Verbundenheit mit Gott lebt. Klassische Herzensworte sind: „Herr Jesus Christus“ (einatmend), Gottes Sohn, erbarme dich meiner (ausatmend)“; oder: Christus (beim Einatmen), Jesus (beim Ausatmen); oder: „Du in mir (beim Einatmen), ich in Dir (beim Ausatmen)“; oder einfach: „Ja“ (beim Ausatmen). Wer möchte, kann bei jeder Wiederholung des Herzenswortes einen Knoten bzw. Perle des Komboskini (Gebetskette) durch die Finger gleiten lassen. Dies dient nicht dem Abzählen der Gebete, sondern will helfen, die Gedanken zu sammeln.
Pfarrer Thomas C. Müller, Referent für Geistliches Leben im Zentrum Verkündigung der EKHN
Zum Download "Gebet des Herzens"
www.zentrum-verkuendigung.de...
Informationsseite zum Kurs "Einführung ins Herzensgebet"
www.zentrum-verkuendigung.de...