Es sind viele Elemente, die die Oppenheimer Hubertusmesse jedes Jahr im Oktober zu einem besonderen Erlebnis – zu einem Moment des feierlichen Innehaltens und Nachdenkens machen: der prachtvolle Rahmen der Katharinenkirche, die gelebte Ökumene des Gottesdienstes, der ergreifende Zusammenklang von Orgel (Organist Thomas Wilhelm) sowie großen und kleinen Jagdhörnern (Jagdhorn Akademie Rhein-Main Taunus unter der Leitung von Annette Roos und „Hörnerklang Oppenheim“ unter der Leitung von Harald Strohm). Hinzu kommt die jedesmal wieder berührende Predigt der Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land, Pfarrerin Henriette Crüwell, sowie die große Gemeinschaft der mehr als 300 Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern.
Der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde Oppenheim, Eric Bohn, und der Koordinator der Pfarrei Auferstehung Christi Rhein-Selz, Diakon Dr. Simon Helms, stimmten die Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern in ihren Ansprachen auf das zentrale Thema der Hubertusmesse ein: die Bewahrung der Schöpfung, für die auch die Legende vom Heiligen Hubertus steht. Denn der passionierte Jäger Hubertus entschied sich der Überlieferung nach gegen das Töten eines vor ihm stehenden kapitalen Hirsches. Hubertus spürte die Verbundenheit mit dem Tier, das wie der Mensch Teil von Gottes Schöpfung ist.
In ihrer Predigt griff die Pröpstin diese Erkenntnis auf: „Die meisten Jägerinnen und Jäger wissen, dass es ein feines Netz des Lebens gibt, in dem alles mit allem verbunden ist – und in dem jedes Lebewesen auf seine Weise von Gott erzählt.“ Sie erinnerte daran, dass wir uns mit der Feier der Hubertusmesse bewusstmachen, dass wir als Menschen mitten hineingestellt sind in dieses Leben, das leben will – und dass es unsere Verantwortung ist, es zu hüten, zu bewahren und in Balance zu halten. „Denn lange bevor das Wort Biodiversität erfunden wurde“, so Crüwell, „wussten die Jägerinnen und Jäger: Die Fülle des Lebens bleibt nur, wenn man sie achtet.“
Zugleich erinnerte die Theologin an einen Satz des Apostels Paulus: „Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis heute mit uns seufzt.“ (Röm 8, 18–23), und betonte: „Wir sind, wie Paulus sagt, Mitgeschöpfe. Verbunden mit allem, was lebt. Nicht über die Schöpfung, sondern in ihr. Nicht als Herren des Lebens, sondern als Teil eines großen Ganzen, das Gott trägt.“ Und sie sagte zum Abschluss ihrer Predigt: „Gott selbst webt und hält das Netz des Lebens in seinen Händen – auch da, wo wir Menschen es immer wieder zerreißen. Seine Liebe zu seinen Geschöpfen bleibt. In dieser Liebe sind wir miteinander verbunden. Gott, Mensch und Tier.“
Die Gedanken der Predigt ließen die ZuhörerInnen auch beim anschließenden Empfang im Westchor nicht los und begleiteten sie schließlich hinaus vor die Katharinenkirche, wo zum stimmungsvollen Ausklang des Gottesdienstes die Jagdhorn Akademie Rhein-Main-Taunus und die Gruppe „Hörnerklang Oppenheim“ noch einige Jagdmusikstücke darboten.
Die vollständige Predigt von Pröpstin Henriette Crüwell können Sie hier nachlesen.