„Ich gehe erst mal die Leut' besuchen“

Bernd-Christoph Matern

Neue Pfarrerin an der Loreley: Pröpstin Henriette Crüwell ordiniert Ayla Rehn in St. Goarshausen – 260 Menschen wollten junge Theologin kennen lernen

(10. September 2024) Mit einem festlichen Abendmahls-Gottesdienst ist Pfarrerin Ayla Rehn in St. Goarshausen von Pröpstin Henriette Crüwell ordiniert und ins Amt eingeführt worden. Die evangelische Nikodemuskirche war voll besetzt mit rund 260 Kindern und Erwachsenen. Aus der ganzen Nachbarschaft Blaues Ländchen-Loreley waren Menschen gekommen, um der 31-jährigen Theologin zu gratulieren, sie willkommen zu heißen und persönlich kennen zu lernen.

Den Anfang machten die Kinder der evangelischen Kindertagesstätten „Arche am Rhein“ aus St. Goarshausen und Rasselbande aus Weyer. „Einfach spitze, dass du da bist!“ schmetterten sie aus dem Chorraum der neuen Pfarrerin zu. Besser hätte die Aufbruchstimmung des Ereignisses nicht zum Ausdruck gebracht werden können. „Festhalten und loslassen – wie schwer uns das fällt“, betete Pfarrer Andreas Pohl in der Eingangsliturgie. Der Springer-Pfarrer des evangelischen Dekanats Nassauer Land hatte in den vergangenen Jahren die Kirchengemeinde St. Goarshausen betreut, die am 1. Januar 2025 mit der in Nochern fusioniert.

Liebe, Freundlichkeit, Humor und vor allem Mut, von Anderen lernen zu wollen, beschrieb Pröpstin Crüwell in ihrer Ordinationsansprache wichtige Charaktereigenschaften und gab Rehn ein Bibelwort mit auf den Weg, das zum aufrechten Gang und freien Mut motiviert: „Du Mensch, stell dich auf deine Füße, ich will mit dir reden“. Wer so auf eigenen Füßen stehe, „sieht mehr und ist selbständig“, so die Vertreterin der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Dass sie sich nicht verhärten lasse und sich den aufrechten Gang erhalte, wünschte sie Rehn und überreichte ihr einen Erzählstab zum Weitergeben. In ihm kam ebenso zum Ausdruck, was die neue Pfarrerin auf Crüwells Frage nun zuerst machen wolle: „Ich gehe erst mal die Leut' besuchen“.

Dann sprach Crüwell der jungen Theologin Gottes Segen für ihren künftigen Dienst als Pfarrerin der EKHN zu. Segensworte gab es von Anneliese Hempelt, sowie den Pfarrpersonen Dr. Dominik Weyl, Dr. Mirjam Raupp, Martin Strauss, Dr. Laura Weidlich und Florian Witzel. Der großen Gemeinde gewann die Pröpstin ein lautstark jubelndes Bekenntnis ab, die junge Frau in ihrem Dienst zu unterstützen. Mutig blickte Rehn in ihrer ersten Predigt als ordinierte Pfarrerin nach vorn. „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag“, zitierte sie die Bibel und an anderer Stelle heißt es dort „Alle eure Sorge werfet auf ihn“. Das wolle Sorgen nicht wegreden, fordere aber dazu auf, Gottes Reich und Gerechtigkeit in dieser Welt zu suchen. Und sie erinnerte an den Bibelvers: „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“

Motivierend war der kräftige Gesang während der Einführung, den Uwe Weiland an der Orgel begleitete; mit ihm zusammen verschönerte Katrin Pohl mit ihren Solo-Gesängen die Feier. Ein besonders herzliches Willkommen übermittelten Astrid Ellermann, ehrenamtliche Vorsitzende der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land, die den Grundartikel der EKHN zitiert hatte, und deren Stellvertreter Dr. Ulrich Werner, der noch bis Jahresende für den Dekanatssynodalvorstand in der Kirchengemeinde Nochern die Amtsgeschäfte führt, weil es dort keinen Kirchenvorstand mehr gibt. Dekanin Kerstin Janott hatte als Willkommensgeschenk einen großen bunten Schirm inRegenbogenfarben mitgebracht, ein Zeichen der Hoffnung und des Lichts, das mit Ayla Rehn in die Loreley-Region gekommen ist.

Im Anschluss an den Gottesdienst nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, Rehn persönlich kennen zu lernen und ihr eine gute Hand und Gottes Segen für den bevorstehenden Dienst zu wünschen. Dazu zählten unter anderen Menschen aus ihrer Studienzeit, Vertreter aus Kirche und Kommunalpolitik wie Dieter Ross vom Kirchenvorstand St. Goarshausen und Verbandsgemeinde-Beigeordneter Holger Puttkammer sowie eine Abordnung der freiwilligen Feuerwehr.