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Eine der ersten Pfarrerinnen in der Region

Wörrstadt: Gemeinde verabschiedet Pfarrerin Beatrix Becker

Hilke WiegersEntpflichtung Pfarrerin Beatrix Becker

Nach beinahe 35 Jahren im Dienst der EKHN beginnt für Pfarrerin Beatrix Becker Anfang März ein neuer Lebensabschnitt. Von den zahlreichen Pflichten einer Gemeindepfarrerin wurde sie am Sonntag bei einem Festgottesdienst entbunden.

Hilke WiegersPfarrerin Beatrix Becker predigt auf der KanzelPfarrerin Beatrix Becker hält die Predigt bei ihrem Entpflichtungsgottesdienst

Ein bisschen sah es so aus, als ob sich an diesem winterlich klaren Sonntagnachmittag aus ganz Wörrstadt Menschen auf einen kleinen Pilgerweg gemacht hätten. Ihr Ziel: die evangelische Laurentiuskirche in der Pariser Straße. Über eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn füllten bereits schon mehrere hundert Gottesdienstbesucherinnen und -besucher den lichten romanischen Kirchenraum. Gemeindeglieder aus Wörrstadt, Rommersheim und Sulzheim, der Wörrstadter Kirchenvorstand, Kolleginnen und Kollegen und Weggenossen wollten sich bei Pfarrerin Beatrix Becker für ihren langjährigen Dienst in einem großen Festgottesdienst bedanken, der gleichzeitig auch ein Abschied war. Denn mit ihm wurde die Pfarrerin 35 Jahre nach ihrer Amtseinführung und nach 21-jährigem Pfarrdienst in den Gemeinden Wörrstadt, Rommersheim und Sulzheim von der Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land, Henriette Crüwell, von ihrem Dienst entpflichtet.

Für Pfarrerin Beatrix Becker beginnt neues Kapitel

Die 65-jährige Pfarrerin freut sich schon auf ihren neuen Lebensabschnitt, den Ruhestand. Ganz von der Pfarrerinnen-Tätigkeit will die Theologin, die mit ihrer Familie in einem kleinen Weingut in Ensheim wohnt, nicht ganz lassen. Weiterhin möchte sie – wenn es gefragt und gewünscht ist – Gottesdienste halten und auch seelsorgerlich – insbesondere im Bereich der Seniorinnen und Senioren – weiter im Gespräch bleiben. Von den zahlreichen Pflichten einer Gemeindepfarrerin ist sie nun entbunden und möchte mit ihrem Ruhestand ab dem 1. März zunächst einmal ein halbes Jahr lang ihr Privatleben genießen.

Mit der Entpflichtung beginnt nun für Pfarrerin Becker eine Zeit des Umbruchs. Und den Umbruch ebenso wie die Unterbrechung und die Veränderung im Leben eines Menschen für und durch den Glauben stellte die energische Theologin dann auch in den Mittelpunkt ihrer Predigt. Hoch oben in der Kanzel der Laurentiuskirche stehend, zitierte sie den katholischen Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz mit den Worten: "Die kürzeste Definition für Religion ist die Unterbrechung" und an das Predigtthema des Sonntags aus dem Lukasevangelium (Kap. 9) anknüpfend, stellte sie fest: "Für die Jesus-Nachfolge gibt es kein "Jein" und kein "Vielleicht". Es geht um die Prioritäten, die wir im Leben setzen. Leben wir so, dass die Menschen merken, wes Geistes Kind wir sind? Haben wir den Mut, klar Stellung zu beziehen?"

"Der Glaube ist ein Weg"

Auf ihrem Berufsweg als Pfarrerin musste Beatrix Becker so manches Mal klar Stellung beziehen. Insbesondere weil sie Anfang der 1990er Jahre eine der ersten Pfarrerinnen war und immer wieder gegen Vorurteile gegenüber Frauen im Talar Stellung beziehen musste. Aus dieser Zeit hat sie die Haltung bewahrt, dass der Einzelne in seinen Überzeugungen nicht stehen bleiben darf ("Der Glaube ist ein Weg!"). Und diese Haltung übertrug sie in ihrer Predigt auch auf die Zukunft ihrer Gemeinde: "Es ist sicherlich manches Hindernis zu überwinden und so manche althergebrachte Vorstellung über Bord zu werfen. Aber die Gemeinde ist auf einem Weg, der gegangen werden kann, denn nur wer sich bewegt, wird neue Orte entdecken und neue Orte erfahren."

Gute Wünsche und Gottes Segen

Pröpstin Crüwell wünschte Pfarrerin Becker zu ihrer Verabschiedung in den Ruhestand, "dass Sie sich ihr großes Lächeln bewahren in all dem Neuen, das jetzt für Sie beginnt. Und dass Gott seinen Segen auch weiterhin auf Sie legen möge und Sie seinen liebevollen Blick spüren." Und mit einem Lächeln und Augenzwinkern überreichte sie Beatrix Becker eine Sonnenbrille mit herzförmigen Gläsern, "die ganz wunderbar dafür geeignet ist, das Gesicht in die Sonne zu halten, die Wärme und das Licht des Himmels zu spüren und es sich gut gehen zu lassen." Nach dem Gottesdienst, bei dem u. a. auch die Dekanin von Alzey-Wöllstein, Susanne Schmuck-Schätzel, und der leitende Pfarrer des Pastoralraums Rheinhessen-Mitte, Bernhard Hock, mitwirkten und musikalisch von Kantor Peter Meyer mit der Kantorei Wörrstadt und dem Posaunenchor Rommersheim (Leitung: Simone Herbst) gestaltet wurde, ging es noch zu einer gemütlichen Kaffee- und Dankesrunde in das benachbarte Bonifatiushaus.

 

Foto oben: Kirsti Winzer, Brigitte Hohmann-Weyer, Pröpstin Henriette Crüwell, Pfarrerin Beatrix Becker, Dekanin Susanne Schmuck-Schätzel und Martin Hellmann (v.l.nr.) bei der Entpflichtung der Gemeindepfarrerin.

Text: Hilke Wiegers

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