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Rund um die Katharinenkirche findet sich ein kleines Stück vom Paradies

In diesen Gärten wächst die Bibel ...

H. WiegersAls ausgewiesene Kennerin der Pflanzenwelt bietet die Biologin Dr. Anna Packeiser auch Führungen durch den Katharinengarten an.

Im Oppenheimer Katharinengarten grünt und blüht es das ganze Jahr hindurch. Die Hüterin dieses kleinen Paradieses, die Biologin und Gärtnerin Dr. Anna Packeiser, sorgt dafür, dass die Beete rund um die Katharinenkirche zu Anschauungsobjekten dafür werden, wie man angesichts des Klimawandels einen Garten nachhaltig und insektenfreundlich gestalten kann.

A. PackeiserDer Katharinengarten ist nicht nur wie hier im Sommer mit seinen vielen blühenden Pflanzen ein Insektenparadies.

In diesen Gärten wächst die Bibel. Na ja, vielleicht nicht so ganz...  Aber ein bisschen Bibel steckt doch drin und zwar in den Namen der Pflanzen, die hier, im Katharinengarten rund um die mächtig in den Himmel ragende Oppenheimer Katharinenkirche und im angrenzenden Kapellengärtchen an der Michaelskapelle im Lauf der Jahre eine Heimat gefunden haben: Sie heißen – um nur einige zu nennen: Pfingstrose, Pfingstnelke, Johanniskraut, Judasbaum, Palmblatt, Christrose, Salomonssiegel, Brennender Busch und Blauer Himmelsschlüssel.

"Adam und Eva waren bestimmt auch Gärtner"

Die promovierte Biologin Anna Packeiser pflegt als bei der Gemeinde angestellte Gärtnerin den Katharinengarten. Die Oppenheimer Bürgermeisterin Silke Rautenberg und ihr Mann Peter Schön kümmern sich sehr liebevoll um das kleinere, von einer Landschaftsarchitektin angelegte Kapellengärtchen etwas oberhalb des Katharinengartens. Beide Gärten sind kleine Paradiese mitten in der malerischen Oppenheimer Altstadt. Und so findet Anna Packeiser, die zu jeder Pflanze rund um die Katharinengarten Spannendes zu erzählen weiß, dass ihre Arbeit durchaus paradiesisch ist. "Schließlich", erklärt sie mit einem Augenzwinkern, "waren Adam und Eva ja bestimmt auch Gärtner".

Ein Anschauungsobjekt für das Thema "Klimawandel"

15 Jahre ist es her, dass die Biologin damit begann in dem damals noch großen ehrenamtlichen Gartenpflegeteam der Oppenheimer Kirchengemeinde mitzuarbeiten. Mittlerweile findet sie, dass die Unterhaltung einer großen Gartenanlage Kirche auch um ein ganz greifbares gesellschaftliches Thema bereichert: den Klimawandel. "Kirche", so die gebürtige Russin, die seit 16 Jahren in Deutschland lebt und sich von Anfang an in der Oppenheimer Kirchengemeinde ehrenamtlich eingebracht hat, "muss ein lebendiger Platz sein, an dem jedes Thema, das in der Gesellschaft relevant ist, diskutiert werden sollte. Und jetzt kann der Katharinengarten als positives Anschauungsobjekt für das Thema "Klimawandel" dienen."

Im Sommer trockenheitsresistent, im Winter kältefest

Denn der Klimawandel ist auch im Katharinengarten deutlich zu spüren. "Der Garten", berichtet Anna Packeiser, "wurde vor 15 Jahren von einem Landschaftsgärtner mit pflegeleichten Bodendeckern und Sträuchern angelegt." Die langen Hitzeperioden der letzten Jahre konnte man damals noch nicht voraussehen. "Und so haben sich", erzählt die Gärtnerin, "mit der Zeit einige Pflanzen verabschiedet." Trotzdem wollte Anna Packeiser, als sie vor zwei Jahren die Pflege des Gartens mit einer Viertel-Stelle übernahm, nicht alles umkrempeln: "Es ist einfach nicht nachhaltig, alle Pflanzen rauszunehmen. Ich habe den Garten dann unter ökologischen Aspekten umgestaltet, habe darauf geachtet, wo sich Pflanzengesellschaften, die voneinander profitieren, entwickelten und diese gepflegt." Bei Neuanpflanzungen hat sie ein Augenmerk darauf, dass die Pflanzen nicht nur hitze- und trockenheitsresistent sind, sondern auch kalte Winter aushalten können. "Das gilt vor allem für Pflanzen aus Südosteuropa, wie z. B. bestimmte Salbeiarten." und natürlich ist ihr auch eine artenreiche Bepflanzung wichtig, um in den unterschiedlichen Jahreszeiten – selbst im zeitigen Frühjahr oder in den trockensten Sommerwochen – auch für die verschiedenen Insektenarten Nahrung zu bieten.

Weinbergs-Träubel und Acker-Goldstern

Diese artenreiche Bepflanzung macht den Garten auch so sehenswert und zu einem Vorbild, nicht zuletzt, weil sich hier mittlerweile auch Pflanzen von selbst ansiedeln, die früher in den Weinbergen anzutreffen waren, mittlerweile durch die Flurbereinigung fast ausgerottet sind, wie z. B. der Weinbergs-Träubel oder der Acker-Goldstern. Kein Wunder, dass Anna Packeiser bei ihrer Arbeit in den Beeten des Katharinengartens häufig von Passanten angesprochen wird. Überhaupt: ihr Wissen zu vermitteln und die Menschen auch in ihrer Gemeinde für ein nachhaltiges, ökologisches Bepflanzen ihrer Gärten zu begeistern, liegt der leidenschaftlichen Gärtnerin besonders am Herzen. Zum zweiten Mal hat sie jetzt auf dem Gemeindefest Pflanzen, die im Katharinengarten überzählig waren, in Töpfchen gepflanzt und gegen eine Spende an Interessierte abgegeben. Die Nachfrage war – insbesondere im Frühjahr – groß. Gerne führt sie auch Erwachsenen- und Kindergruppen durch den Katharinengarten. Viel weiß sie von der Symbolik, Mystik und Historie des hier Angepflanzten zu erzählen. Und auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden profitierten von der guten Pflege des Gartens, konnten sie doch selbst Pflanzen aus dem Katharinengarten in Pflanzkübel setzen und obendrein noch mit selbstgemachten Mosaiken dekorieren. Anna Packeiser hofft, dass man etwas ähnliches wie dieses Projekt bald wiederholen kann – dann vielleicht sogar generationenübergreifend, "in dem die älteren Leuten den jüngeren davon erzählen, wie sie früher im Garten gearbeitet und ihn gepflegt haben."

Gartenabschnitte für alle Sinne geplant

Ein weiteres Projekt, die Anlage eines insektenfreundlichen Rosenbeetes ist schon angelaufen. Außerdem träumt Anna Packeiser auch von Gartenabschnitten, in denen ein Begehen der Pflanzen möglich sind, wo man Pflanzen wie den auch schmalste Fugen besiedelnden Kriechthymian nicht nur sehen, sondern auch riechen, spüren und schmecken kann. So sind die Gärten rund um die Katharinenkirche weitaus mehr als Plätze der Ruhe, sie bieten Inspirationen, haben Vorbildcharakter und sind so weit über das Kirchengelände hinaus wirksam.

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